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Laufberichte

Berglaufgütesiegel bestätigt

 

Läufer und Wanderer

 

Die Etappe hinüber zur Söllereckbahn bietet uns wenig Schatten. In praller Sonne stapfen wir voran. Ich muss mich schon zum Laufen überwinden. Die Versuchung zu Gehen ist recht groß. Aber ich kämpfe mich weiter. Stoisch sehen uns Kühe bei unserem merkwürdigen Treiben zu.

Den Reiz der Landschaft teilen unzählige Wanderer jeden Alters mit uns. So manche Gelegenheit zur Einkehr lasse ich links bzw. rechts liegen. Ich will weiter. Die im Abstand von 5 Km stehenden Schilder geben immer wieder neue Motivation und zeigen das Vorwärtskommen an.

Km 40 wird passiert. Trotz aller Plackerei in der Sonne gehört dieser Abschnitt mit zu den schönsten des Laufes. Herrliche Ausblicke rundum lassen uns Läufer immer wieder innerlich frohlocken. Nur nicht zu sehr eilen, denke ich mir, lieber genießen und aufnehmen.

Eine kleine Sumpffläche wird auf Stegen passiert. Wir dürfen mal wieder abwärts laufen. Der Freibergsee erwartet uns. Vorher ist am Berggasthof Hochleite wieder eine Getränkeaufnahme angesagt.

 

Erste Schanze im Blick

 

Und da liegen sie endlich vor uns. Der Freibergsee und die Heine-Klopfer-Skisprungschanze im Hintergrund. Der Anlaufturm der Schanze überragt das Gelände mit 72m und ist weithin zu sehen. Den Freibergsee selbst berühren wir nicht. Wir lassen ihn und die Schanze rechts liegen und stürzen hinunter in das Breitachtal Richtung Oberstdorf.

Jetzt haben wir reichlich Schatten im Wald. An einer Abzweigung sitzt eine Familie auf dem Boden,  macht Brotzeit und feuert jeden Läufer lautstark an. Danke! Der APM/APU hat zwar wenig Zuschauer, aber wir erfahren unzählige Anfeuerungen von denen die uns begegnen. Ein Satz bleibt mir besonders in Erinnerung: „Ich bewundere Euch“. Na, wenn das nicht anspornt.

Wir laufen über eine schöne Holzbrücke über die Breitach. Im Tal angekommen geht es durch Wiesen Oberstdorf zu. Für Momente hat sich der Himmel etwas zugezogen, aber bald scheint wieder die Sonne. Wird wohl nix mit den möglichen Gewittern am Nachmittag. Ich behalte die Wolken am Himmel aber wachsam im Blick.

 

Die Skisprungarena

 

In Oberstdorf laufen wir nicht durch den Ortskern. Wir werden ziemlich direkt zur Erdinger-Skisprung-Arena hinauf geleitet. Die Anlage ist wahrlich beeindruckend. Nur, runterspringen von den Schanzen würde ich niemals.

Ein Sprecher begrüßt jeden in die Arena einlaufenden Läufer mit Namen. Leider sind auf den Rängen keine Zuschauer wie beim Weltcupskispringen, aber die Stimmung ist trotzdem gigantisch. Ich bin total beeindruckt und habe Gänsehaut.

Am Ende des Auslaufs ist eine Vollverpflegungsstelle und ich greife zu. Ich nehme mir eine Auszeit, lege den Rucksack ab und lasse die Anlage auf mich wirken. Dabei trinke ich drei herrlich erfrischende alkoholfreie Weizen. Darauf hatte ich mich ja schon lange gefreut. Nach der Mühen Lohn fülle ich meinen mittlerweile leeren Trinkrucksack, nein, nicht mit Erdinger, mit Isogetränk.
Wer mag, kann hier in der Skisprungsarena den Lauf  beenden und bekommt für die 49 Km und 1970 Hm eine Medaille. So mancher muss hier auch unfreiwillig das Rennen beenden, denn nach 8,5 Std. ist um 14.30 Uhr Schluss. Ich bin über eine Stunde vor dem Cut-Off hier. Kein Problem, wie auch schon beim ersten Cut-Off in Grasgehren nach 3.15 Std. Laufzeit. Ist alles machbar.

Nach diesem Höhepunkt des Laufes, wegen dem allein schon eine Wiederholung des APU angesagt ist, verlasse ich wohlgelaunt und bestens gestärkt die Arena. Nicht ohne jedoch vorher auf dem Siegerpodest etwas Höhenluft zu schnuppern.

 

Wallraffweg

 

Wieder geht es aufwärts. Allerdings haben wir nun etliche Passagen mit angenehmem Schatten. Wir laufen von der Arena den unterhalb des Rubihorns verlaufenen Wallraffweg zur Gaisalpe.

Der Weg ist benannt nach Wallraff von Köln, ehemaliger Oberbürgermeister von Köln sowie Reichstagspräsident. Er war oft in Oberstdorf und regte die Anlage des Höhenweges an. Immer wieder bieten sich uns schöne Ausblicke auf das Illertal und die gegenüberliegenden Berge, auf denen wir uns vor Stunden bereits getummelt hatten.

Am Ende Wallraffweges passieren wir die Gaisalpe-Kapelle und nehmen den Anstieg zur Gaisalpe in Angriff. Kurz, aber heftig. An der Gaisalpe werden wir wieder mit Getränken versorgt. Ich widerstehe der Versuchung, mich unter die Bäume zu setzen und im Schatten eine kühle Buttermilch zu trinken.

 

Mentaler Kampf

 

Ich stapfe weiter und werde mental auf eine harte Probe gestellt. Hinter der Gaisalpe wird Km 50 passiert und ich weiß, dass wir von der Gaisalpe auf 1149m Höhe zum Sonnenkopf mit 1712m Höhe einen heftigen Aufstieg zu bewältigen haben. Darauf bin ich eingestellt, nicht jedoch auf das kommende Auf- und Ab. Bevor wir zum steilen Schlußanstieg kommen, ist ein mehrmaliger Verlust an Höhenmetern zu beklagen. Und das Wiedererkämpfen der verlorenen Höhenmeter tut weh. Mehr mental als körperlich, aber egal, ich muss da hoch wenn ich den Ultra erfolgreich beenden will.

Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle den Helfern des Skiclub Altstädten stellvertretend für alle rund 200 Helfer des APM/APU aussprechen. Vor dem Schlußanstieg auf den Sonnenkopf haben sie kurz nach Km 57 eine Labestation aufgebaut. Ein Helfer steht sogar mit einer Gießkanne auf einer Leiter und bietet eine Dusche an. Herrlich, wunderbar. Ich danke Euch!!

Ich schalte den Autopiloten ein und komme Schritt für Schritt nach oben. Und es geht. Von breiten Wegen ist nichts mehr zu sehen. Aber dafür hat es ordentlich Wurzeln. Plötzlich höre ich Anfeuerungen. Kurz darauf sehe ich das langersehnte Gipfelkreuz und damit das Ende des Aufstieges.

 

Verdiente Belohnung am Gipfel

 

Ich bin total happy. Fast 60 Km geschafft, keine weiteren Steigungen mehr zu bewältigen und ein Fernblick, der allein für die Mühen des Aufstiegs entlohnt. Ein Blick auf die Wolken am Himmel zeigt mir, dass ich bis zum Ende meines Laufes kein Gewitter mehr zu fürchten habe.

Auf dem Gipfel des Sonnenkopfs ist sogar eine Labestation aufgebaut. Etliche Läufer sitzen um das Gipfelkreuz und genießen den Ausblick. Unter uns liegt Sonthofen und Richtung Norden grüßt der Grünten, der Wächter des Allgäus. Warum hatte ich nur am Mittwoch bei seiner Besteigung keine Fernsicht wie heute?

Ich mache mich bester Laune auf den Abstieg. Der Blick voraus verspricht Trailrunning pur. Es könnte schöner nicht sein. Über den Grat geht es bis zum Gernkopf (1556m) -  wunderschön zu laufen. Und laufen kann ich noch immer. Habe wohl meine Kräfte ganz gut einteilt und kann auch den Schlussteil der Strecke genießen.

Km 60 liegt hinter mir. 1000 Höhenmeter gilt es abwärts zu laufen. Ein Fahrweg wird erreicht. Und wieder ist eine Labestation aufgebaut.  Weiter geht’s bergab. Vor dem Altstädter Hof laufen wir ein Stück Straße, wechseln wieder auf Gelände und kommen beim Sonthofener Hof wieder an eine Labestation.

 

Wem gehört dieses Bier?

 

Auf dem Tisch steht eine Flasche alkoholfreies Bier. Ich frage, wem es gehört  und schon gießt mir ein freundlicher Helfer einen Becher ein. Neben uns machen nette Menschen mit Kuhglocken ein tolles Spektakel. Stimmung ist angesagt.

Ein Stück dürfen wir wieder die Straße abwärts laufen, dann wieder Wirtschaftsweg. Ich freue mich schon auf den Zieleinlauf am Freizeitbad Wonnemar. Km 66 wird passiert. Es folgt die letzte Labung an der Kapelle in Hofen und am dicksten Pfeil der gesamten Strecke rechts abbiegen in das Tal des Schwarzbachs, das uns die letzten Meter hinunter nach Sonthofen führt.

Genuss und Freude pur begleiten mich schon seit geraumer Zeit. Meine Stimmung könnte nicht besser sein. Unmittelbar vor den ersten Häusern von Sonthofen treffe ich unseren Anton. Ein Abklatschen und noch wenige Meter Asphalt, dann liegt es vor mir, das Ziel am Freizeitbad Wonnemar.

 

Persönliche Begrüßung im Ziel

 

Vor dem Zieleinlauf sitzen Dieter und Jens und feuern mich auf den letzten Metern an. Und schon bin ich auf dem Zielteppich. Nach etwas mehr als 11 Stunden ist der erste Allgäu Ultra für mich vorbei. Unmittelbar hinter der Ziellinie steht  OK-Chef Axel Reusch vom Laufladen in Sonthofen und begrüßt jeden Finisher persönlich. 

Dann heißt es Kleiderbeutel und das Ultra-Steinmännle abholen und ab ins Wonnemar zum Duschen.

Im Hirschen freuen wir uns alle über einen tollen Lauftag. Alle haben ihren Lauf erfolgreich beendet und sind glücklich und zufrieden.

Fazit

Wie schon 2010 bin ich der Meinung, der Lauf ist ein Muss, in jeder Hinsicht empfehlenswert, absolut schöne und abwechslungsreiche Strecke, herrliche Bergwelt, Panorama pur, perfekte Organisation.

Sieger:

Frauen
1. Gitti Schiebel  7.39,14 Std.
2. Kathrin Schicht  8.26,20 Std.
3. Silke Ahrendts-Konold 8.41,41 Std.

Männer:
1. Thomas Miksch   6.39,19 Std.
2. Philipp Quack  6.50,40 Std.
3. Michael Veit  6.53,58 Std.

277 Finisher

123
 
 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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