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Laufberichte

Wie immer: Top-Ergebnisse in Stein

13.03.11

Fotos: Siegfried Bullig

 

Ach, wenn man sich doch teilen könnte! Seit Jahren bestreite ich am ersten März-Sonntag den 6- Stunden-Lauf in Stein/NL und am zweiten März-Samstag den 6-Stunden-Lauf in Nürnberg. Wenn es jedoch so ist, dass der Karneval auf das erste März-Wochenende fällt, weicht die Laufveranstaltung in Stein auf den zweiten März-Sonntag aus. Und dies war in diesem Jahr der Fall. Also stand ich vor der Qual der Wahl.

Letztendlich waren es zwei Gründe, derentwegen ich mich für den "Meuleberg Recycling zes uren ultraloop" entschied: Zum einen beträgt die Anreise von meiner Wohnung in Bonn zum Hallenbad am Erholungspark „Steinerbos“ (dem Veranstaltungszentrum der Laufveranstaltung in Stein) lediglich 128 km; bis zu dem „Wöhrder Wiesen“ in Nürnberg sind dies hingegen 380 km. Zum anderen gibt es in Stein kein Teilnehmerlimit, weshalb man sich nicht ganz so früh im Jahr schon mit einer Voranmeldung festlegen muss.

„Wo findet man denn die Gemeinde Stein auf der Landkarte?“, wird sich manche Leserin/mancher Leser eventuell fragen. Stein ist in der niederländischen Provinz Limburg gelegen, und zwar dort, wo sich am Autobahnkreuz "Kerensheide" die Fernstraßen Brüssel-Aachen (A76) und Amsterdam-Maastricht (A2) kreuzen. Funde belegen, dass das Gebiet bereits in prähistorischer Zeit besiedelt war. Aber auch in den nachfolgenden Epochen kann die Region auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurückblicken. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs Stein dann zu einer Siedlung von Bergleuten heran, die in den nahe gelegenen Steinkohlezechen arbeiteten. Heute zählt Stein ca. 26.000 Einwohner. Es besitzt einen großen Binnenhafen an der Maas und ist überwiegend mit moderner Architektur ausgestattet.

Für Sportinteressierte hatte sich Stein schon seit langem durch das Radrennen "Ronde van Limburg" und einen überregional bekannten Triathlon als Ausdauersportgemeinde einen Namen gemacht. Im Jahr 1996 fügten der Ultraläufer Han Frenken und einige Mitstreiter dem alljährlichen Sportgeschehen in Stein erstmals einen 6-Stunden-Lauf hinzu. Es stellte sich sofort heraus, dass der nach seinem Hauptsponsor benannte "Meuleberg Recycling zes uren ultraloop" eine enorme Bereicherung nicht nur des niederländischen Laufkalenders darstellte.

Stein entwickelte sich regelrecht zu einem „Wallfahrtsort“ für Ultraläufer/innen. Zahlreiche Weltrekorde (so auch der derzeit aktuelle Männer-Rekord, den am 07.03.2004 der Pole Tomasz Chawawko mit 92.188 m erzielte) und eine Fülle von absoluten Weltklasseleistungen brachten der Veranstaltung den Titel „the world fastest six hours run" ein. Aufgrund der Nähe zu diesen Nachbarländern war es stets so, dass nicht nur Niederländer/innen, sondern in hohem Maße auch Läufer/innen aus Belgien und Deutschland das Geschehen an der Spitze und in der Breite prägten. Vor allem unsere deutschen Mädels bevölkerten das Treppchen bei den Siegerehrungen immer wieder.

Am Sonntag, dem 13. März 2011, fand der "Meuleberg Recycling zes uren ultraloop" nunmehr zum 16. Male statt. In den beiden Stunden vor dem um 11.00 Uhr erfolgenden Start schien noch ein freundlich-sonniger Tag bevorzustehen. Die gesamte sechsstündige Laufzeit wurde aber dann leider von einer geschlossenen intensivgrauen Wolkendecke begleitet. Da der in manchen Internetwettervorhersagen angekündigte leichte Regen jedoch ausblieb, ein nur kaum merkliches Lüftchen wehte und sich die Temperatur zwischen 12 und 15 Grad Celsius bewegte, kann aber dennoch von fast optimalen Laufbedingungen gesprochen werden.

Wen wundert es da, dass auf der exakt 3.097,94 m langen Runde im Bereich der Freizeitanlage „Steinerbos“ trotz eines im Kursverlauf zu bewältigenden leichten Höhenunterschiedes auch heuer wieder Top-Leistungen abgeliefert wurden. Wegen der Breite in der Spitze ist es beim "Meuleberg Recycling zes uren ultraloop" von Stein guter Brauch, nicht nur die 3, sondern die 5 erstplatzierten Frauen und Männer zu ehren. In diesem Jahr war folgenden Läuferinnen und Läufern der herzliche Beifall der Anwesenden bei der „Prijsuitreiking“ gewiss:

Frauen:

1. Simone Durry, Deutschland (TG Neuss), 71.638,64 m
(Sie hat schon eine Vielzahl bemerkenswerter Ultralaufergebnisse erzielt und besonders im Herbst 2010 durch ihre Siege beim Röntgenlauf und beim Troisdorfer 6-Stunden-Lauf auf sich aufmerksam gemacht. Dass sie nun aber in Stein/NL ihre persönliche 6-Stunden-Lauf-Bestleistung um mehr als 4 km verbessern konnte, vermochte sie selbst noch gar nicht so recht zu realisieren.)
2. Marion Braun, Deutschland (SV Germania Eicherscheid), 70.728,64 m
(Die Liste ihrer Lauferfolge ist sehr lang. Sie erstreckt sich von Siegen in Marathonläufen bis hin zu einem 200-km-Resultat in einem 24-Stunden-Lauf. Stein scheint für Marion ein besonders gutes Pflaster zu sein. Bereits bei ihren fünf vorherigen dortigen Starts erreichte sie jeweils Podestplatzierungen, und zwar 2003 als Zweite, 2006 als Erste, 2007 als Dritte, 2008 wiederum als Erste und 2009 als Zweite.)
3. Majet Spoelder, Niederlande, 65.543,70 m
4. Heidi Janssens, Belgien, 63.869,76 m
5. Cornelia Bullig, Deutschland (Troisdorfer LG M.U.T.), 63.370,76 m
(Für „Conny“ ist ein 6-Stunden-Lauf eigentlich eher eine Kurzstrecke. Ihre ganz großen Erfolge verbuchte sie bei 24-Stunden-, 48-Stunden- und Mehrtagesläufen. Mehrere aktuelle Alterklassen-Weltrekorde in 48-Stunden-, 200-Meilen-, 6-Tage- und 7-Tage-Läufen sind ihr Eigen. Ihren letzten „Super-Coup“ landete „Conny“ 2010 in Kladno/Tschechien, als sie mit 346.220 m einen neuen W50-Weltrekord und deutschen Frauenrekord im 48-Stunden-Straßenlauf erzielte.)

Männer:

1. Pieter Vermeesch, Belgien, 85.512,34 m
2. Bram van Rijswijk, Niederlande, 83.923,40 m
3. Gino Casier, Belgien, 82.109,40 m
4. Marc Vanderlinden, Belgien, 82.028,40 m
5. Johan Watthy, Belgien, 81.951,40 m
6. Paul Mertens, Belgien, 81.203,40 m

In Anbetracht solcher Glanzleistungen breiten wir über mein trauriges Resultat besser den „Mantel des Schweigens“ aus.

 

Informationen: 6-Stunden-Lauf Stein
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