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Laufberichte

Verona è per tutti

19.11.17 Special Event
 

Verona, UNESCO-Welterbestadt am Übergang der Alpen in die Po-Ebene, Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsachsen und weithin bekannt für die sommerlichen Opernfestspiele in der römischen Arena: Nach unseren Teilnahmen am 10k im Jahr 2010 und am Halbmarathon 2014 wollen wir uns hier diesmal an den Marathon „wagen“. Da der Sommerreiseverkehr vorbei ist, können wir mit einem Umweg über den Gardasee Verona bequem erreichen. Alternativ gibt es zwei tägliche Eurocity-Züge aus München, bei denen man die einfache Fahrt für 39 Euro ergattern kann. Zudem besitzt Verona einen Flughafen, der von mehreren Low-Cost-Linien bedient wird.

Die Marathonmesse findet neben dem großen Stadion in der Multifunktionshalle des Energieversorgers und Titelsponsors AGSM statt. Aus Umweltschutzgründen drucke ich schon lange keine Abholzettel mehr aus. Leider wäre hier aber noch eine Erklärung zu unterzeichnen gewesen, mit der man sich verpflichtet, den Leihchip am Ende der Veranstaltung zurückzugeben. Völlig problemlos erhalte ich einen kleinen Vordruck, auf dem Name und Startnummer eingetragen werden. Unterschreiben und fertig. Entgegen meinen üblichen Erfahrungen mit italienischer Bürokratie also mal etwas Positives. Und ich habe ein halbes Blatt Papier gespart.

Im Starterbeutel befindet sich auch eine Broschüre mit dem Titel „Verona è per tutti“ („Verona ist für alle da“), bei der ich erst später feststelle, dass sie nur auf Italienisch abgefasst ist. Nichtsdestotrotz sind die Streckenpläne selbsterklärend und im Internet gibt es alle Informationen auch auf Deutsch. Ansonsten enthält die Tüte noch ein schönes Laufshirt vom Marathon und - weiter nichts. Sehr ungewöhnlich für Italien, dafür sind aber die Meldegebühren von 25 bis 60 Euro für einen Stadtmarathon sehr niedrig.

 

 

Ein Hotel haben wir für wenig Geld am Rande der Stadt gefunden. Die Betriebe im Zentrum sind zwei Wochen vor dem Marathon schon ausgebucht oder etwas teurer. Wobei man im Sommer nicht so günstig in einem renommierten Hotel übernachten kann wie jetzt.

Judith und ich unternehmen noch einen kleinen Stadtbummel und treffen auf unverfälschtes Veroneser Leben: Pünktlich vor dem Abendessen flanieren die Bewohner durch die Einkaufsgassen der Altstadt. Und wo sonst wandelt man auf weißem und rosa Marmor?

 

Marathontag

 

An der AGSM-Arena beziehungsweise neben dem großen Stadion gibt es Parkplätze in ausreichender Zahl. Unzählige Shuttlebusse, hier „navetta“ genannt, bringen Sportler und Begleiter kostenlos ins Zentrum.

Die mittelalterliche Stadtmauer ist an vielen Stellen noch sichtbar und meist in Gebäude integriert. An einem ebensolchen schönen Mauerstück stehen die vielen Toiletten. Es ist mit knapp über Null Grad noch recht frisch. Sonnenplätze sind begehrt. Die Kleiderbeutellastwagen sind auch hier zu finden. Judith gibt ihre Tasche direkt beim Damen-Lkw am Platz ab. Ich hingegen habe einen weiten Weg zurückzulegen. Der für mich zuständige Lkw scheint ganz hinten zu stehen. Eine freundliche Helferin kommt mir entgegen, um die Tüte in Empfang zu nehmen. Jetzt schnell zurück zum Startbereich vor der Arena.

 

 

Die Startblöcke sind farblich markiert, Marathonis und Halbmarathonis machen sich um 9:00 Uhr gemeinsam auf den Weg. Noch schnell ein paar Fotos, dann ist Judith verschwunden. Ich gehe zügig zu meinem Startblock und komme noch hinein, bevor sich der Tross in Bewegung setzt. Wann kommen endlich die blauen Startnummern, wie auch Judith eine hat? Drei Minuten warte ich, dann treffe ich schon auf Läufer mit den grauen Nummern aus dem langsamsten Bereich. Also laufe ich ohne Judith los. Durch ein großes Tor in der mittelalterlichen Stadtmauer geht es auf den Startbogen zu. Einen Kilometer auf dem breiten Corso Porta Nuova. Viele Fahrspuren, sodass ich sofort mein offensichtlich schnelles Tempo laufen kann. Vor uns das Porta Nuova genannte Tor aus dem 16. Jahrhundert, der Hauptbahnhof dahinter ist nach ihm benannt. Nach dem Ende der Republik Venedig kam Verona 1797 unter österreichische Herrschaft und man beschloss, die Stadt in das oberitalienische Festungsviereck einzugliedern. Von 1833 bis 1866 wurden um Verona herum diverse Wehranlagen errichtet, die vielfach noch erhalten sind und uns heute in Form von schönen Parklandschaften noch öfter begegnen werden.

 

 

An der Porta Palio drehen wir wieder nach rechts und laufen auf dem Corso Cavour auf das Stadtzentrum zu. Linker Hand das Castelvecchio aus dem 14. Jahrhundert, eine Burg der Herrscherfamilie della Scala, auch Scaliger genannt. Ein Schmuckstück, über das allein viele Städte froh wären.  Aber Verona hat ja noch so viel mehr zu bieten. Das Kopfsteinpflaster stört hier bei km 2 noch nicht, aber wir kommen ja wieder her. Die Altstadt liegt in einer Schleife der Etsch (ital. Adige) und für uns geht es über die 1928 errichtete Ponte della Vittoria mit ihren vier Brückenmonumenten und dann 10 Kilometer stromaufwärts. Vor uns ragt das Castello aus dem Morgendunst. Eine mittelalterliche Brücke verbindet sie mit unserem Ufer. Dort gibt es oft Verkaufsstände und natürlich Musikanten. An unserem Brückenkopf hat sich eine Combo aufgestellt und macht super Stimmung. Auch in fast zwei Stunden, wenn wir wieder hier vorbeikommen, wird die Musikgruppe noch aktiv sein.

Der Weg des Marathons ist gar nicht so einfach zu beschreiben: Eine große Acht führt auf der ersten Hälfte etwas über Land, dann ist Sightseeing angesagt. Man läuft nochmals einen Teil der ersten Runde, aber andersherum, und ab km 36 dann nur noch durch die Innenstadt.

 

 

Aber noch sind wir nicht so weit. Mit der tief stehenden Sonne im Rücken geht es bis km 8 auf dem Lungadige Attiraglio dahin, bevor eine Flussschleife den Blick auf eine wunderschöne Hügellandschaft freigibt. Am gegenüberliegenden Ufer kommt Wasser aus zwei Tunneln in den Fluss. Viele Schwäne und andere Vögel sind unterwegs. Ich überhole einen Läufer, der von einem offiziellen Fahrrad begleitet wird. „La Tigre“, so sein Spitzname, wird oft angefeuert. Wahrscheinlich ein Prominenter? Ich selbst werde mehrmals gefragt, warum ich hier fotografiere. Und dann lobt man mich auch gleich noch dafür, dass ich den ganzen und nicht etwa den halben Marathon laufe. Sehe ich wirklich so alt aus? Ich werte das Ganze lieber als Kompliment.

Der Verona Marathon ist im internationalen Laufbusiness angekommen: Trotz des erforderlichen Gesundheitszeugnisses und der sonstigen bürokratischen Hürden sind die Steigerungsraten bei den ausländischen Teilnehmern beeindruckend und liegen im Vergleich zum Vorjahr für den Marathon bei 17 und für den Halbmarathon bei 20 %. Oft versuche ich mit Läufern aus Großbritannien ins Gespräch zu kommen. Die scheinen unterhaltungstechnisch den Brexit aber schon umgesetzt zu haben und wollen sich beim Laufen nicht ablenken lassen. Mein EU-Fähnchen fördert wohl auch nicht die Kommunikationsbereitschaft  – dabei haben immerhin 48 % der Briten für Europa gestimmt. Schade, nun werde ich nie erfahren, wo die Läufer aus der „Steel City“ herkommen. Aus Duisburg jedenfalls nicht.

Deutschsprachige Läufer sind auch viele unterwegs, gut zu erkennen an den Hemden von deutschen Veranstaltungen. Nur Judith geht mir immer noch ab.

Das Städtchen Parona wirkt verschlafen und gar nicht touristisch. Beim Anblick des netten Hotels Brennero fühle ich mich in die 1950er Jahre versetzt. Parona ist fest in der Hand der Läufer. Wenige Meter entfernt werden wir auf der Parallelstraße zurücklaufen. Auf der Viale del Brennero geht es weiter nach Norden unter der Eisenbahn hindurch. Zuschauer gibt es einige, die es aber beim stummen Betrachten der Szenerie belassen. Immerhin sind viele Kinder zum Abklatschen an den Streckenrand gekommen. Eine Mutti zählt brav mit.

 

 

Vor uns ein leichter Linksknick der Straße mit schönen alten Bäumen. Dort biegen wir bei km 12 nach rechts, wieder unter der Brennerbahn hindurch, über uns ein Freccia-Bianca- Hochgeschwindigkeitszug. Durch Felder geht es dahin, bis wir einen Kilometer später auf einer  Landstraße wieder Richtung City unterwegs sind. Gefühlt war das auch unsere höchste Stelle auf einem recht flachen Kurs. So 75 Höhenmeter habe ich für den gesamten Lauf errechnet. Noch mal durch Parona, sogar ein kleiner Tunnel steht auf dem Programm, dann schwenken wir auf eine breite Einfallstraße Richtung Verona. Eine schmale Spur ist für den Autoverkehr in Gegenrichtung reserviert. Für uns bleibt viel Platz. Zwei Kilometer zersiedeltes Gewerbegebiet stehen an. Dazwischen ein Herr, der sein Pferd mitgebracht hat. Muss ja nicht immer nur der Hund ausgeführt werden.

Links in den Weinbergen ein beeindruckender Palazzo, umgeben von riesigen Zypressen. An der Straße auch eine Kellerei. Hier sind diese Anlagen viel größer, als wir sie bei unseren diesjährigen Läufen durch diverse mitteleuropäische Weinbauregionen kennengelernt haben. Der Valpolicella kommt aus dieser Gegend. Schon nach zwei Kilometern geht es wieder in die Stadt Verona. Über eine Brücke queren wir die Etsch samt der Laufstrecke von km 6. Einige Belgierinnen feuern uns an.

An den Festungsanlagen vorbei und schon wieder auf die andere Etschseite. Das Viertel Borgo Trento scheint ein schönes Wohngebiet zu sein. Trotz breiter Straßen freue ich mich über die Trennung von den Halbmarathonis beim Erreichen der Altstadt. Vor uns wieder das mittelalterliche Kastell, davor ein blendend weißer römischer Triumphbogen: Der Arco dei Gavi wurde erst 1932 wieder aufgebaut, nachdem man die Trümmer des 1805 durch die Franzosen  zerstörten Monuments entdeckt hatte.

Für uns steht eine Vier-Kilometer-Runde durch das Viertel San Zeno an. Über die neu gestaltete Piazza Corrubaio durch ein Gässchen auf die kleine Chiesa di San Brocolo zu und dahinter eines der Highlights von Verona, die Basilica San Zeno Maggiore. Eine Touristengruppe lauscht den Erklärungen ihres Reiseleiters. Ich rufe mal rüber. Dann kurz umdrehen und ein Erinnerungsbild der Kirche schießen, samt Verkaufsstand des Sponsors Mercedes-Benz.

 

 

San Zeno ist ein romanischer Bau aus dem 11. und 12. Jahrhundert, attraktiv umrahmt von zwei Türmen und mit einer Fassade, die durch eindrucksvolle Farbgebung, einen harmonischen Baustil und schlichte Verzierungen besticht. Die Basilika ziert übrigens in diesem Jahr die Medaille des Verona Marathons. An der nächsten Kreuzung warten mehrere dunkelhäutige Fußballer auf ihren Einsatz und haben, auch ohne uns wahrzunehmen, viel zu lachen. An der Porta San Zeno vorbei. Chiesa San Bernadino mit ebenso genannter Gasse. Schade, dass hier so wenige Zuschauer sind. Porta Palio: Wir verlassen die Festungsstadt.

Der Canale industriale Camuzioni wird nun für vier Kilometer unser Begleiter. Auf einem Rad-/Fußweg geht es voran. Der Kanal wurde Ende des 18. Jahrhunderts angelegt und kürzt einige Schleifen der Etsch ab. Mit ihm sollte Strom erzeugt werden. Im Viertel Borgo Milano dann doch einige freundlichen Beifall spendende Anwohner. Es folgen Einfamilienhäuschen. In einigen Gärten reift noch Gemüse. Vier junge Männer heizen gerade ihren Grill an. Am Sportplatz eine der zahlreichen Schwammstationen, dann sieht man das Wehr Diga di Clevo. Beim letzten Mal war dessen Überquerung nicht möglich. Anscheinend hat man die Fußgängerbrücke renoviert. Das Wehr sollte den Wasserstand für die Stromerzeugung im Kanal erhöhen und wurde 1923 fertiggestellt.

Es folgt eine einen Kilometer lange Begegnungsstrecke auf dem Lungadige, wo wir anfangs schon gewesen sind. Die Verpflegungsstelle erwartet uns nach den Vorgaben der FIDAL alle fünf Kilometer und hier genau bei km 30. Es gibt Wasser, Iso-Getränke, warmen Tee und Bananen sowie hier auch ein Fruchtgel vom Sponsor. Jonathan, den wir in Turin kennengelernt haben und der uns dringend empfohlen hatte, nach Verona zu kommen, grüßt mich. Er ist 1,5 km vor mir. Dann sehe ich Judith knapp vor den Vier-Stunden-Pacern. Da werde ich nichts mehr aufholen können. Von Kilometer 31 bis 35 geht es nun auf dieser schönen Straße entlang der Etsch wieder Richtung Zentrum. Viele können zügig vor sich hin laufen, flussabwärts sozusagen. Ich hingegen beginne zu kämpfen. Hier täte musikalische Unterstützung gut. Am großen Krankenhaus Ospedale Civile Maggiore vorbei. Apropos: Bisher habe ich noch niemanden vom Roten Kreuz gesehen. Dafür, dass es sich um einen internationalen Marathon handelt, verlässt man sich in Verona schon sehr stark auf die gute Gesundheit der Teilnehmer.

 

 

Mit dem Abbiegen in städtisches Gebiet kehren meine Lebensgeister etwas zurück. Jetzt wird es wirklich spannend: Vor uns die Porta San Giorgio mit gleichnamiger Kirche dahinter. Über einen eigens angelegten Laufweg geht es auf die Promenade am Fluss. Vor uns das Kirchlein Santo Stefano. Dahinter startet ein kleiner Schrägaufzug, der einen für wenig Geld zum Castel San Pietro bringt. Darunter liegt das römische Theater, welches auch für Veranstaltungen genutzt wird. Einige Flaneure lassen sich von uns Läufern nicht beim Sonntagsspaziergang stören.

Über die Ponte Pietra zurück in die Altstadt. Die römische Brücke aus dem Jahre 100 v. Chr  hielt bis zum 15.4.1945, als sie von der Wehrmacht beim Rückzug gesprengt wurde, wie auch alle anderen Brücken in Verona. Bis 1959 wurde die Brücke wieder aufgebaut. Sie enthält Elemente aus der Römerzeit, der Scaliger-Epoche und der venezianischen Zeit. Für viel Stimmung sorgen einige Italienerinnen, bevor es durch das Stadttor auf die Gässchen geht. Die Streckenführung ist phänomenal. Endlich laufen auch wir, wie schon vorher die Halbmarathonis, durch das römische Stadttor Porta dei Borsari. Der Corso Bortoni Borsari ist für uns auf beiden Seiten abgesperrt. Fußgänger und die wenigen Touristen, die im November hier sind, können an vielen Stellen gesichert queren.

Auf das ehemalige römische Forum, die Piazza delle Erbe. Da ist unheimlich was los. Die Sambatruppe ist inzwischen hier angekommen und erfreut mit ihren Rhythmen auch die vielen Einheimischen. Links das Rathaus mit dem hohen Turm. Eine Besteigung ist nach dem Marathon Pflicht, die Aussicht beeindruckend. Auf dem Platz hinter dem Rathaus hat übrigens schon der Weihnachtsmarkt begonnen. Die vielen Lämpchen über den Straßen waren aber gestern Abend leider noch nicht eingeschaltet.

Vor uns das „Haus der Julia“ mit dem berühmten Balkon. Sogar mein indischer Kollege Ganesh hat, wie ich nun weiß, Kenntnis von Shakespeares dramatischem Werk. Hätte ich ihn früher daran erinnert, dass Verona die Stadt von Romeo und Julia ist, wäre er wahrscheinlich mitgefahren. Die Liebesgeschichte zieht halt mehr als die Erwähnung eines römischen Amphitheaters aus dem Jahre 30 n. Chr. -  den 10 k hätte Ganesh sicher auch geschafft.

Und schon wieder über die Etsch. Nochmals ein schöner Blick auf das Castello am Hang und zwei schöne Kilometer durch die Stadt. Am letzten VP  leere ich zwei Becher eiskaltes Cola. Das Getränk hätte ich besser mit warmem Tee gemischt. Mein Magen rebelliert. Hier fällt mir die gute Straßenqualität in Verona auf. Ich habe den Eindruck, dass alle Straßen außerhalb der Altstadt neu geteert sind. Ein älteres Ehepaar feuert fleißig an. Porta Vescova, km 40. Ich fechte so meine Zweikämpfe mit einigen Mitstreitern aus. Immer wenn ich nicht mehr kann, bleibe ich für ein Foto stehen. Und jage dann wieder hinterher. Vor uns die große Kirche San Fermo Maggiore, gewidmet den Märtyrern Fermo und Rustico, am Stradone San Fermo. Die Bezeichnung Stradone – große Straße -  ist in Italien eher selten anzutreffen. Meist sagt man Corso. Die Vergrößerungsform -one kann auch etwas negativ sein. Ein „ragazzone“ beispielsweise ist ein Jugendlicher von eher schlichtem Gemüt.

Egal. Ich zähle die Meter bis ins Ziel.

Eine Umrundung der Arena steht an. Beim Romeo-und-Giulietta-Halbmarathon, der im Februar ausgetragen wird, führte die Strecke bisher immer durch die Arena hindurch. Opernvorführungen finden ja nur im Sommer statt. Judith und ich hatten das Glück, 2010 beim „Last 10k“ in die Arena einzulaufen. Leider wurde das Ziel inzwischen verlegt. Ein „Triumphzug“ in das Wahrzeichen Veronas wäre natürlich jetzt nach all den Strapazen das Tüpfelchen auf dem i gewesen. 300 Meter vor dem Ziel stolpere ich und kann unter dem Beifall unzähliger Zuschauer den Sturz gerade noch abfangen.

 

 

Uns bietet sich ein schöner Blick auf die Häuserzeile an der Piazza Bra. Da tobt der Bär. Die letzten Meter geht es über einen Teppich in den Farben der italienischen Tricolore. Der Ungar, der mich zwei Meter vor dem Zielbogen überholt, wird sich wundern, dass ich netto zwei Minuten vor ihm liege. Mit 4:08 h bei idealen Bedingungen bin ich nicht ganz zufrieden. Judith sehe ich nun auch wieder. Sie freut sich über 3:58. Da in Verona diesmal auch die italienischen Meisterschaften ausgetragen werden, liegt der Median der Ergebnisse heute bei flotten 3:41 h. Dementsprechend beeindruckend sind auch die Zeiten der Altersklassensieger.

Im Zielbereich kann man bei warmen Temperaturen noch die Köstlichkeiten des Buffets genießen, unter anderem Rosinen und Nüsse, Brötchen mit italienischer Salami und weihnachtlicher Panettone.

Ich kann nun auch das Rätsel um „Tigre“ lüften, der nach 4:28 h eintrifft: Er ist kein Schlagerstar, sondern ein Einheimischer, der – wie sich nun zeigt, erfolgreich - an einem Programm zur Vorbereitung auf den ersten Marathon teilgenommen hat. Die Lastwagen mit unseren Taschen sind einige Meter vorgefahren und wir haben ruckzuck unsere Beutel. Der Shuttlebus bringt uns schnell zur AGSM-Arena, wo viele Duschen mit warmem Wasser warten. Nebenan im Zelt die Pastaparty, wo wir uns für wenig Geld noch einmal stärken, um vollkommen stressfrei mit dem Auto nach Hause fahren zu können.

Schade, dass dieses schöne Wochenende so schnell vorbei ist.

Der Verona Marathon ist mit steigenden Teilnehmerzahlen auf dem Weg zu einer großen internationalen Veranstaltung. In diesem Jahr stellte Kroatien mit 218 die umfangreichste ausländische Teilnehmergruppe, gefolgt von England mit 150 (Vorjahr: 27) und Deutschland mit 141 Läufern (Vorjahr: knapp über 100). Für alle drei Veranstaltungen (Marathon, Halbmarathon und 10k) hatten sich rund 10.000 Teilnehmer/innen angemeldet, davon kam gut ein Zehntel aus dem Ausland. Die Marathonstrecke führt circa 15 km an der Etsch entlang und ein paar Kilometer über Landstraßen. Der Rest geht durch die Stadt und die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten.

Verona hat für ein Marathonwochenende viel zu bieten. Die Übernachtungspreise sind günstig und die Stadt ist gut zu erreichen.

Der Halbmarathon hat einen schnellen Kurs, spart aber die Altstadtstrecke größtenteils aus. Fürs Sightseeing wäre der „Last 10K“ zu empfehlen. Halbmarathonfreunde sollten sich die schöne Strecke beim Februar-Termin ansehen.

Sollte der um einige Wochen zurückverlegte Termin beibehalten werden, wird Verona sich neben Florenz als Novembermarathon etablieren können.

 

Sieger Marathon Herren

 1 NDIWA ROBERT          KEN     02:12:51
 2 NASEF AHMED         ITA     02:16:53     
 3 MOKRAJI LAHCEN     MAR    02:19:47        

Sieger Marathon Damen

1 DAL RI FEDERICA     ITA     02:37:45
2 MONTRONE TERESA     ITA     02:38:55
3 SPAGNOLI ANNA     ITA     02:39:09

 


 
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